Drei Jahrzehnte Praxis für Physiotherapie Karin Groß in Kusel
Zum Jahresbeginn 1988 wagte ich den Sprung in die Selbständigkeit und eröffnete zunächst in der Fritz-Wunderlich-Straße meine eigene Praxis für Krankengymnastik.
Am Ende der ersten Woche war der Terminkalender mit Patienten gefüllt und nach einem halben Jahr erfolgte die erste Anstellung einer weiteren Krankengymnastin. Weitere Mitarbeiter/Innen kamen dazu und ein Umzug in größere Räume wurde erforderlich. Seit September 1994 befindet sich die Praxis im Erdgeschoss der Ringstraße 6.
Die Berufsbezeichnungen wurden übrigens nach der Wende vereinheitlicht, und alle Krankengymnasten heißen seither Physiotherapeuten. Davor war der Begriff Physiotherapeut/In im Westen nicht geschützt.
Das Behandlungsspektrum der Praxis hat sich über die Jahrzehnte immer mehr erweitert. In unserem ländlichen Raum, muss ein breitgefächertes Angebot bereitstehen, um sich am Markt behaupten zu können. Die Qualität und Leistungsfähigkeit zu erhalten, gelingt uns durch die eigene Weiterbildung während meines langen Berufslebens und durch die gewachsene Zahl der MitarbeiterInnen und deren Motivation zu Fortbildungen.
Die Praxis hat die Zulassung zu den Zertifikatspositionen Manuelle Therapie und zur neurophysiologischen Behandlung Erwachsener mit PNF sowie nach Bobath. Sämtliche Therapeuten schlossen die Weiterbildung Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) /Manuelle Lymphdrainage ab. Damit sind nach ärztlicher Verordnung die entstauenden Behandlungen an Patienten mit Lymphödemen kontinuierlich gewährleistet.
Nachdem unsere langjährige Mitarbeiterin und Kindertherapeutin Inge Junker in den Ruhestand wechselte, konnte aus dem eigenen Team Sabine Drumm gewonnen werden. Die erfahrene Physiotherapeutin ist selbst Mutter von zwei Kindern. Sie schloss die 10 Wochen währenden Zertifikatsfortbildung in Mainz mit erfolgreicher Prüfung ab und nach kurzer Unterbrechungszeit konnte somit die Behandlung für Säuglinge und Kinder nach dem Bobathkonzept wieder bereitgestellt werden. Da sich im gleichen Gebäude auch die Gemeinschaftspraxis der Kinderärzte Dr. Konrad und Becker-Katins sowie die Frauenarztpraxis von Dr. Kurtz befinden, war dieses Behandlungsangebot von besonderer Bedeutung.
Die Annahme von Hausbesuchen bedeutet in vielen Fällen der Beginn einer Langzeitbehandlung und einesteils eine gewisse Arbeitssicherung für die Beschäftigen der Praxis. Andererseits lehnen manche Praxen trotz gesetzlicher Verpflichtung Hausbesuche komplett ab, weil die Hausbesuchspauschale unwirtschaftlich ist im Vergleich zu einer Behandlung in der Praxis. Die Therapeuten können keine Patienten behandeln, während sie im Auto unterwegs sind. Die geringe Hausbesuchspauschale fängt dies nicht ab. Teilweise ist eine Kilometerpauschale in den Kassentarifen schon enthalten, so dass es vor allem im ländlichen Raum unattraktiv ist, abseits liegende Hausbesuche anzunehmen. Für Patienten oder deren Angehörige ist es bereits heute schwierig Praxen zu finden, welche notwendige Hausbesuche durchführen. Auch wir sind am Maximum mit Hausbesuchspatienten.
Die Leistungen der Gesundheitsberufe sollen dem selbstbestimmten Leben der Patienten und der Therapeuten dienen
Die berufspolitische Situation im Gesundheitswesen hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert und heute ist der Therapeutenberuf für viele unattraktiv geworden.
Der Berufsverband der Therapeuten will darum Politik und Krankenkassenverbände und Patienten zum Handeln bewegen, damit die Leistungen nicht nur geschätzt, sondern auch vernünftig honoriert werden und auch den Angestellten in den freien Praxen bessere Löhne gezahlt werden können. Ansonsten setzt sich der Trend der kurzen Verweildauer im Beruf fort: Junge Therapeuten wechseln teilweise kurz nach Examensabschluss in die Industrie, wo viel mehr Geld zu verdienen ist.
Wichtige Voraussetzung und Forderung für die Zukunft der Therapieberufe ist außerdem die generelle Schulgeldfreiheit, damit der Berufswunsch „Physiotherapeut/In“ nicht bereits am Schulgeld von monatlich mehreren Hundert Euro scheitert. Die Ausbildungsstätten verzeichnen schon seit einiger Zeit einen deutlichen Rückgang ihrer Schülerzahlen. Langfristige Sicherung der Patientenversorgung braucht den kurzen Weg, – der Direktzugang für die Patienten ist ein weiteres berufspolitisches Ziel. Im Hinblick auf die teilweise langen Wartezeiten bis zum Termin beim Orthopäden und die bevorstehenden Schließungen von Hausarztpraxen wäre das insbesondere für viele Patienten mit Problemen des Bewegungsapparates eine gute Möglichkeit, um im Akutfall schnellere Hilfe zu erfahren. Politik und Kassenkassen und Patienten müssen rasch handeln, um dem prognostizierten Therapeutenmangel in der nächsten Dekade entgegenzusteuern und die Versorgung der Patienten insbesondere im ländlichen Raum aufrecht zu erhalten.
„Mehr als mein halbes Leben führe ich meine Praxis für Physiotheapie.“
Zum Team gehören vier weitere Freiberufler/Innen und drei angestellte TherapeutInnen. Die Angestellte Katharina Klein konnte 2017 auf 20 Jahre Betriebszugehörigkeit zurückblicken und die Freie Mitarbeiterin Katja Cartarius ist ebenfalls seit mehr als 20 Jahre für die Praxis tätig. Fünf Damen an der Rezeption helfen den PhysiotherapeutInnen bei den wachsenden, täglichen bürokratischen Erfordernissen.
Bei den kaufmännischen Anforderungen und den monatlich vorzunehmenden Abrechnungen unterstützt mich von Beginn an mein Ehemann Herbert Groß.
Mein Wunsch für das gesamte Team:
Die Freude an der Arbeit mit den Patienten und die therapeutischen Erfolge mögen uns noch lange Jahre erhalten bleiben.